Wir nehmen uns Dinge vor und verheddern uns in der Umsetzung. Strategie-Umsetzung in Unternehmen hat dabei viel mit dem Fitness-Studio-Besuch eines alten Schulfreunds zu tun. In beiden Fällen steht und fällt viel mit der Inneren Haltung.
Mein Sohn geht derzeit fast jeden Tag mit seinen Kumpels im Fitness-Studio trainieren. Hin und wieder begleite ich sie. Was für einen Vater schon mal ein riesen Kompliment ist, mitkommen zu dürfen. Ich genieße diese Zeit, denn so habe ich Kontakt mit der jungen Generation und erfahre, wie sie ticken. Es erinnert mich auch an meine Jugend. Damals war ein Freund genauso motiviert. Und ich wunderte mich immer, wie er sich täglich fürs Training aufraffte. Er erzählte mir damals: "Mein Vater meinte, dass ich auch zu Hause trainieren könne. Dazu müsste ich nicht ins Studio. Wir haben lange diskutiert. Nun zahlt er mir die Hälfte des Studios, die andere Hälfte muss ich vom Taschengeld bezahlen. Und er sagte: 'Du hältst das sowieso keine zwei Monate durch'. Doch dem werde ich es zeigen."
Er hatte also eine Geschichte, die ihn anspornte. Diese Geschichte entzündete ein Feuer in ihm, so dass seine Innere Haltung für das Training brannte.
Power Point und Excel töten Engagement bereits im Keim
Wie sieht es in den Unternehmen aus? In meinen Beratungsprojekten ist die Strategie des jeweiligen Unternehmens eigentlich meist klar. Strukturierte Power-Point-Folien und umfangreiche Excel-Analysen erklären, weswegen die Veränderung notwendig ist. Daraus abgeleitet zeigen detaillierte Pläne und Meilensteine den Weg für die Umsetzung auf. Dennoch verlaufen viele Veränderungs-Projekte im Sande. Ganz anders mein alter Schulfreund: Er hatte sich keine Power-Point-Folien erstellt. Oder irgendwelche Tabellen mit prozentualen Steigerungen des Bizeps-Umfangs. Er hatte eine emotionale Story: "Dem werde ich es zeigen."
In vielen Unternehmen fehlt so eine Story. Die Fakten sind zwar klar. Aber die erreichen nur die Ratio, unseren Verstand. Damit Menschen sich bewegen, müssen wir ihr Herz erreichen. Und dazu braucht es schon mehr als EBITDA, Umsatz oder sonstige Kennzahlen. Wir brauchen eine emotionale Story, um die Innere Haltung für den gewünschten Wandel anzuzünden.
Führungskräfte leiden gerne unter dem Langeweile-Virus
Doch warum klappt das in vielen Fällen noch nicht so richtig? Wenn man sich einem Problem nähert, wird in vielen Unternehmen dazu schnell die Schuldfrage gestellt. Diese Schulddiskussionen an sich sind schon Quatsch, da sie zu keinem Mehrwert in der Sache führen. Sondern eher für Frust für diejenigen, die die Schulddiskussion verlieren. Und noch viel schlimmer: meist führt sie zu merkwürdigen Antworten. Denn schnell wird mit dem Finger auf die "bösen" Mitarbeiter gezeigt. Doch das halte ich für zu einfach. Die meisten Mitarbeiter, die ich kennen gelernt habe, sind coole Typen -- männlich wie weiblich. Sie wollen gut sein und strengen sich jeden Tag an. Die Frage ist vielmehr: wie sollen wir in ihnen ein Feuer anzünden, wenn die Führungskräfte beim Präsentieren unter dem "Langeweile-Virus" leiden?
Begeisterung braucht Vorbild
Wenn Sie andere für ein Veränderungsvorhaben begeistern wollen, müssen Sie zunächst mal selber dafür brennen. Werden Sie den Langeweile-Virus los. Denn die erste Person, die eine Führungskraft vom neuen Projekt überzeugen muss, ist -- sie selbst.