Freiheit statt Lockdown
Was wäre, wenn wir den Lockdown einfach umdrehen? Ich weiß, ein gewagter Gedanke. Aber bei all den Irrungen und Wirkungen, die wir in den letzten Monaten ertragen müssen, sollten wir uns gedanklich frei machen. Lösungen entstehen nicht im panischen Tunnelblick. Sondern im kritischen Diskurs.
Also, fangen wir an: Alle Einschränkungen des öffentlichen Lebens werden aufgehoben. Die Menschen erhalten ihre Freiheit zurück. Einkaufen, Restaurantbesuche, Messen, Kongresse, Bars, Kosmetikstudios, Sport, Urlaube, Konzerte und was das Leben sonst noch alles zu bieten hat, sind wieder da.
Einzige Einschränkung: Wir halten uns weiter an die AHA+L Regeln. Also: Abstand, Hygiene, Alltagsmaske und Lüften. Wir entscheiden uns für eine Tracking-App, die zuverlässig Kontakte nachverfolgt statt den Datenschutz zu perfektionieren. Alle gesammelten Daten werden einfach nach drei Wochen gelöscht. Unabhängige Gruppen kontrollieren das.
Die Impfungen laufen parallel weiter. Vor allem für die sog. Risikogruppen und die sog. systemrelevanten Berufsgruppen — und natürlich für alle, die sich freiwillig impfen lassen wollen. Schnelltests helfen dabei, auch größere Versammlungen zu ermöglichen und potenzielle Ansteckungsgefahren zu reduzieren. Luftfilteranlagen in Schulen und Büros sorgen für zusätzliche Sicherheit.
Das Leben kann wieder stattfinden.
Psychische Probleme, Familienstreits, Depressionen, Suizidgefahr, mangelnde Bewegung und all die anderen aktuell kommentarlos hingenommenen “Kollateralschäden” finden ein Ende.
Menschen können wieder ihren Lebensunterhalt verdienen. Das Bangen um die wirtschaftliche Existenz hat ein Ende. Das Anhäufen der gigantischen Schuldenberge wird gebremst. Die getarnte Massenarbeitslosigkeit in Form von Kurzarbeit wird aufgelöst.
Solidarität
Keine Frage: Das SARS-CoV-2 Virus kann für manche Menschen tödlich enden. Der Altersmedian der mit oder an Corona verstorbenen Menschen liegt bei über 82 Jahren. Eine Untersuchung in Hamburg zeigt, dass nur 1% der Corona-Toten jünger als 50 Jahre waren. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt in Deutschland bei 81 Jahren.
Insgesamt sind aktuell rund 70.000 Menschen an / mit Corona verstorben. Gleichzeitig sterben jedes Jahr rund 74.000 Menschen an Alkohol, ohne dass ein Aufschrei durch die Republik geht oder der Konsum von Alkohol verboten wird.
Man kann also die Frage stellen: Ist es wirklich solidarisch, dass eine gesamte Bevölkerung ihr Leben im weiteren Sinne aufs Spiel setzt, um einen kleinen Teil der Bevölkerung zu schützen?
Auf den ersten Blick: ja, auf jeden Fall! Auf den zweiten Blick, kommen jedoch Zweifel auf. Trotz vier Monaten im Lockdown sind die Infektionszahlen nach wie vor mit rund 10.000 gemessenen Fällen pro Tag unverändert hoch. Es zeigte sich außerdem, dass die Infektionszahlen ausgerechnet bei den über 80-jährigen höher sind als in der ersten Welle. Also genau in der Gruppe, die wir durch den Lockdown-Wahnsinn versuchen zu schützen.
Führungsversagen
Der Lockdown ist gescheitert. Wir haben eine Führungskrise. Unsere politischen Anführer haben genau das Gegenteil erreicht, von dem, was gute Führung auszeichnet. Das Land ist nicht gesund und vereint. Das Land ist gespalten. Die Meinungsfronten stehen sich verhärtet und zunehmend intolerant und aggressiv gegenüber. Unerwünschte Einstellungen werden sofort diffamiert. Als Covidioten werden nicht nur bizarre Verschwörungstheoretiker beschimpft, sondern auch intelligente Menschen, die mit gesundem Menschenverstand oder bewährter Kompetenz einfach nur kritische Fragen stellen.
Für mich ist unser aktuell größtes Risiko, dass wir unsere Freiheit verspielen. Wir gewöhnen uns leichtfertig daran, dass über die Jahrhunderte erkämpfte Menschenrechte von einer Staatsobrigkeit eingeschränkt werden. Die Freiheit gilt plötzlich als ein Privileg, das einzelnen Menschen wieder bewilligt wird. Die Sehnsucht nach einem starken Staat, der alle Probleme löst, ist erschreckend groß. Kurzarbeitergeld, legalisierte Insolvenzverschleppung, Staatsbeteiligung an Unternehmen bis hin zur Frage, mit wie vielen Menschen wir uns an welchen Orten treffen dürfen. Einige Menschen finden Gefallen daran, dass Papa Staat und Mama Merkel die volle Verantwortung für ihr Leben übernehmen und jedes Detail für die Bürger regeln.
Denken Sie an den 11. September. Wie lange liegt der zurück? Richtig, das war 2001. Also vor 20 Jahren. Damals wurden sofort weltweit an allen Flughäfen die Sicherheitskontrollen hochgefahren. Flüssigkeiten im Handgepäck - Sie kennen das Theater. Zurückgenommen wurde davon nichts. Sind alle Maßnahmen wirklich noch notwendig? Wer kann das schon wirklich beurteilen. Wann wird wie viel der Corona-Regelungen zurückgenommen? Wie viele bleiben erhalten und werden einfach auf Grund anderer Anlässe aufrecht erhalten? Wir werden es in 20 Jahren sehen.
Freiheit ist die stärkste Würde
Doch was wäre, wenn die Freiheit und damit auch die Würde aller Menschen jetzt sofort wieder zum Leitmotiv werden? Was wäre, wenn Freiheit der Maßstab ist, mit dem wir unsere möglichen Lösungswege für die Corona-Krise kritisch bewerten?
Zur Freiheit gehört immer auch Eigenverantwortung. Die Menschen, die also Angst vor dem Virus haben, können den Lockdown einfach privat fortsetzen. Nur weil es erlaubt ist, einzukaufen oder in Restaurants zu essen, muss man es ja nicht machen.
Es zwingt uns niemand dazu, all unsere Möglichkeiten der Freiheit auch zu nutzen. Wer aus Vorsicht, Risikokalkül oder Angst sein Leben lieber weitere Monate oder gar Jahre Zuhause leben will, kann diese Freiheit für sich in Anspruch nehmen.
Doch Angst ist allgemein kein guter Ratgeber. Wer nur Angst hat, verpasst sein Leben. Und aus Angst ein ganzes Land und seine Bevölkerung per Lockdown in die Knie zu zwingen, ist panisch.
Ein kühler Kopf mit einem warmen Herz sind da schon bessere Weggefährten. Denn sie ermöglichen uns, kreativ zu sein und neue Wege auszuprobieren. Doch dazu gehört Mut. Und Entschlossenheit.
Werden neue Wege ihren Preis fordern? Auf jeden Fall. Aber seinen Tribut fordert der aktuelle Holzweg ebenso. Wir tun nur so, als gäbe es den Schaden, den wir anrichten, nicht.
Und so stehen sich “Was wäre wenn” und der aktuell eingeschlagene Weg unserer gewählten Staatsdiener gegenüber. Welcher Weg ist der richtige? Wir werden es nie wissen. Und was am Ende die wirklichen Gründe gewesen sind, dass die Pandemie ein Ende fand, werden wir uns dann entsprechend schön lügen: der eingeschlagene Weg war natürlich der Richtige und wir haben Corona unter Kontrolle bekommen.
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