Weltmeisterlich führen

Weltmeisterlich führen

Am 08. August 2023 luden wir Unternehmer und Führungskräfte ins RheinEnergie-Stadion Köln zu einem Vortragsabend ein. Thema: Weltmeisterlich führen.

Kernfrage: Was zeichnet gute Führung aus?

Das Thema brennt den Führungskräften unter den Nägeln. Denn die Resonanz war mit über 160 Teilnehmern groß.

Dr. Werner Wolf, ehemaliger Top-Manager und aktuell Präsident des 1. FC Köln, sprach über die Besonderheiten, einen Bundesliga-Club zu führen. Führung findet hier in einem Spannungsdreieck statt:

  1. Sportlicher Erfolg

  2. Finanzieller Erfolg

  3. Interessen einer sehr aufmerksamen Öffentlichkeit

Es reicht nicht, wenn nur eine Dimension erfolgreich ist. Es müssen alle drei stimmen. Auf dem Weg müssen dabei auch immer wieder schwierige Situationen gemanagt werden. Wolf stellte die Bedeutung von Kommunikation heraus. Es ist auch jenseits des Platzes spielentscheidend, mit den Menschen zu sprechen. Dabei darf sich ein Präsident nicht zu schade sein, selber zum Hörer zu greifen und mit Fans und andere Stakeholder auf einen gemeinsamen Kurs einzuschwören.

Dr. Werner Wolf

Dilar Kisikyol, Profiboxerin und amtierende Weltmeisterin im Leichtgewicht, richtete in ihrem Vortrag den Blick nach innen. Denn Führung beginnt immer bei Selbstführung.

Dabei ist es im Sport etwas einfacher als im Business. Denn beim Sport gibt es meist ein zeitlich begrenztes Highlight: sei es ein Bundesliga-Spiel oder eben ein Boxkampf. So können sich Sportler viel fokussierter auf einen solchen Termin vorbereiten. Die Betonung liegt auf Vorbereitung, denn ohne Anstrengung, Disziplin und das Verfolgen eines konsequenten Plans würde Erfolg zum Glücksspiel verfallen. Das Gegenteil ist der Fall: Es gehört viel Selbstführung dazu, von sich in der Vorbereitung alles abzuverlangen.

Die Selbstführung geht dann im Kampf weiter. Meditation hilft Kisikyol dabei, den Kopf ruhig zu bekommenen sich kurz vor dem Kampf auf das Wesentliche zu fokussieren. Während des Kampfes stehen ihr zwar ihr Trainer und Team in der Ecke zur Seite. Doch sie ist und bleibt im Ring auf sich allein gestellt. Auf Grund der hohen Geschwindigkeit des Boxens muss sie mit voller Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt bleiben.

Victoria Krewinkel, Dilar Kisikyol (von links)


Peter Holzer beendete den Vortragsabend mit seinem Vortrag “Führung stirbt nicht”. In den Unternehmen beobachtet er, dass es über die Jahre einen zunehmend intensiveren Kuschelkurs gab. Unternehmen versuchen, es jedem recht zu machen. Statt auf Spitzenleistung zu setzen, wurde an vielen Stellen der Maßstab gesenkt. Man konnte sich das leisten, denn die Konjunktur spülte sowieso jeden auf den Olymp des Erfolgs.

Doch der Wind dreht sich. Die vielen Krisen von Ukraine bis Inflation erschüttern nahezu alle Branchen. Erste Insolvenzen konfrontieren uns mit der harten Realität, dass Erfolg und Wohlstand nur gelingen, wenn wir Ergebnisse erzielen.

Getreu des Mottos “Führung stirbt nicht” ist gute Führung gefragt. Und die liegt im Wesentlichen darin, das Leistungslevel zu steigern. Dazu gehört offensichtlich, das Abliefern von Ergebnissen. Gleichzeitig und genauso wichtig ist, ein Gefühl der Zugehörigkeit für die Menschen zu schaffen. Denn nur wenn dieses spürbar ist, sind auf Dauer Spitzenleistungen möglich.

Der “weiche Kram”, die Unternehmenskultur, wird so zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Dabei geht es jedoch nicht darum, politisch korrekte Ponyhöfe zu gestalten, sondern eine Streitkultur zu leben, in der die Menschen offen ihre Ideen austauschen. Nicht damit das stärkste Ego gewinnt, sondern damit die beste Idee das Rennen macht.

Dazu reicht eigentlichen gesunder Menschenverstand. Doch in der Praxis braucht es gute Führung, damit Menschen in einer Art und Weise miteinander umgehen, auf die Erfolg nachhaltig möglich ist: hart in der Sache, fair zum Menschen.