Mal angenommen: Ihnen gefällt Ihr Körper nicht mehr. Oder: Ihr Körper ist krank. Oder: Sie verlieren ein Körperteil. Dann können Sie zwar Ärzte, Schönheitschirurgen oder sonstige Vorzüge des 21. Jahrhunderts nutzen. Doch eines werden Sie nie können: aus Ihrem Körper umziehen.
Diese Banalität werden Sie bereits kennen. Doch die Frage ist: Verhalten Sie sich auch entsprechend?
Das Herz muss verstehen
Es gibt einen Unterschied zwischen kognitiv verstanden und emotional begriffen. Ich wusste zum Beispiel mit Mitte 20 auch, dass Lebenszeit endlich ist. Aber ich habe mich nicht dementsprechend verhalten. Stattdessen habe ich meine Lebenszeit verschwendet. Zu viel Alkohol. Schlechte Ernährung. Zu wenig Schlaf. Viel zu viel Stress. Außerdem verbrachte ich auch noch zu viel Zeit mit den falschen Leute und dem falschen Job. Und das alles, obwohl ich wusste, dass meine Lebenszeit endlich ist.
Wirklich begriffen habe ich das erst, als es emotional wurde. Damals ging es die Karriereleiter steil nach oben. Ich war unglaublich beschäftigt und gierte von Erfolg zu Erfolg.
Als mich die Diagnose Krebs abrupt aus diesem Film heraus riss.
Plötzlich begriff ich auch emotional, was mir kognitiv schon lange bewusst war: das Leben ist lebensgefährlich und endet garantiert tödlich. Den Körper, den ich habe, werde ich nur einmal verlassen - und zwar dann, wenn mein Leben vorbei ist. Er ist das einzige Zuhause, aus dem ich nicht umziehen kann.
Dringend tötet das Wichtige
In meinen Coachings mit Unternehmern begegnen mir immer wieder Menschen, die ebenfalls wissen, dass ihr Körper nicht austauschbar ist. Trotzdem missbrauchen sie ihre Gesundheit. Zwar nicht immer täglich, aber regelmäßig.
Der Sporttermin fällt aus, da noch ein Abendessen mit dem Kunden ansteht. Statt einem kurzen Powernapping (traditionell „Mittagsschlaf“ genannt) werden eMails beantwortet. Mittagspause ist sowieso etwas für Weicheier. Weil aktuell so viele Projekte gleichzeitig laufen, beginnt der Arbeitstag um 07.00 Uhr und endet um 21.00 Uhr. Alles andere wäre ja auch nur ein Halbtagsjob. Das Abendessen der Familie hat währenddessen ohne sie stattgefunden.
Es sind die dringenden Dinge, die unser Leben bestimmen. Und wir opfern dem Dringenden die wichtigen Dinge. Wichtig sind Dinge wie: regelmäßig Sport machen, um dem Stress ein Ventil zu bieten. Zeit mit der Familie verbringen; vor allem die Rituale mit den Lieben einhalten. Gesunde Ernährung. Ausreichend Schlaf. Dem Geist und der Seele eine Auszeit gönnen. All das muss weichen, wenn dringende Themen unsere Aufmerksamkeit brauchen.
Rückenschmerzen brauchen keine Therapie
Nach meiner Krebs-Diagnose hatte ich für mich entschieden, dass mir vorsorgen lieber ist, als nachsorgen. Denn viele körperliche Zipperlein lassen sich vermeiden, wenn man sich rechtzeitig und regelmäßig um seinen Körper kümmert.
Und trotzdem passierte es, dass ich nach einigen Jahren dem Dringlichkeits-Wahn erlag. Es war eine schwierige unternehmerische Zeit. Ich war viel auf Reisen. Und so verließ der Sport mein Leben — und unregelmäßiges und ungesundes Essen erhielt Einzug. Eines Tages spürte ich dann die ersten Zipperlein im Rücken. Ich suchte einen Orthopäden auf. Mein Rücken wurde gescannt. Ich besorgte mir technisch ausgefeilte Einlagen für meine Schuhe. Machte Physiotherapie. Ging zum Rolfing. Ließ mich massieren. Und bekam die Zipperlein in den Griff.
Irgendwann stand ich morgens nackt vor dem Spiegel und war - sagen wir mal - „nicht angetan“ von dem, was ich da zu sehen bekam. Also beschloss ich, endlich wieder meinen gesunden Lebensstil zu reaktivieren. Ich fing mit Krafttraining an. Das mache ich Zuhause („Bodyweight-Training“) - und sogar meistens mit meiner Frau zusammen. Ein Fitness-Studio kostet mir zu viel Zeit (Anfahrt, Parkplatzsuche, Warten an den Geräten) und die Belohnung, mit verschwitzten Männern zu duschen, übt keinen Reiz auf mich aus. Außerdem kann ich das Bodyweight-Training immer und überall absolvieren: von Hotelzimmer bis Urlaub. Nach 3-4 Wochen folgten die ersten Laufeinheiten. Eine lockere 5km-Runde ist immer drin.
Und siehe da: meine Rückenbeschwerden waren verschwunden. Ich brauchte dazu keine Therapie. Einlagen, Masssagen und Co. habe ich wieder aus meinem Leben verbannt. Stattdessen bewege ich einfach nur meinen Körper. Mache also das, wozu er erschaffen wurde.
Die Angst vorm Altern
Der Mensch hat Angst vorm Tod. Deswegen gibt es viele Forscher, die sich mit der Unsterblichkeit beschäftigen. Manche fummeln an unseren Genen herum. Andere wollen unsere Seele digitalisieren. Einige basteln an humanoiden Robotern. In einigen Bereichen gibt es für mich erschreckend großen Fortschritt. Ob wir mit dieser Forschung wirklich Erfolg haben werden, wird sich zeigen.
Für mich ist Unsterblichkeit zumindest kein erstrebenswertes Ziel. Mir ist etwas anderes viel Wichtiger: ich will mein ganzes Leben vital und gesund erleben!
Mein Arzt brachte den Weg zu diesem vitalen Leben auf den Punkt: Die Vitalität ist in jungen Jahren am höchsten. Sie nimmt im Verlauf unseres Lebens mit zunehmendem Alter ab. Dabei durchlaufen wir seiner Ansicht nach drei Phasen.
- Phase 1: bis ca. 40 Jahre. Hier ist es egal, wie Sie mit Ihrem Körper umgehen. Junk Food. Schlafmangel. Wilde Partys. Alkohol. Ihr Körper steckt das alles weg.
- Phase 2: ca. 40 - 60 Jahre. Hier wendet sich das Blatt. Es ist spätestens jetzt wichtig, auf Ihr Gesundheitskonto einzuzahlen. Einen genussvollen Lebens- und Gesundheitsstil zu pflegen. Denn Sie brauchen einen positiven „Kontostand“ für die letzte Phase...
- Phase 3: ab ca. 60 Jahre. Jetzt hängt es davon ab, wie viel Sie bisher auf Ihr Gesundheitskonto eingezahlt haben. Mein Arzt versprach mir nicht, dass ich durch einen gesunden Lebensstil in Phase 2 mein Leben in Phase 3 verlängern kann. Aber er versprach mir, dass ich meinen Lebensabend mit mehr Vitalität gestalten kann.
Und Vitalität ist für mich ein erstrebenswertes Ziel. Lieber Golfplatz als Rollator. Deswegen habe ich mich für „Better safe than sorry“ entschieden — und kümmere mich präventiv um meine Vitalität anstatt zu warten, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist.
Moderater Köper-Kult
Für mich zeichnet sich ein reifer Erwachsener dadurch aus, dass er Verantwortung für sich und sein Leben übernimmt. Natürlich gehört es dazu, in einigen Lebensbereichen auch mal riskante Entscheidungen zu treffen. Doch sollte die eigene Gesundheit kein Spieleinsatz im Casino des Lebens sein. Im Gegenteil: bei meiner Gesundheit gehe ich lieber auf Nummer sicher. Ich habe mir die Frage gestellt: Wozu will ich eigentlich Zeit, Energie und Geld in meine Gesundheit investieren? Eine Sportlerkarriere will ich nicht mehr hinlegen. Und aufs Titelblatt der Men‘s Health will ich auch nicht. Nach einigem Nachdenken fand ich die Antwort:
Ich will von meinem Körper die maximale Energie abrufen können, um mein Leben in allen Bereichen aktiv zu gestalten.
Und diese Vitalität hat nunmal - wie alles im Leben - ihren Preis. Heißt: bewusst ernähren und Sport machen. Und wer jetzt wieder mit der Ausrede kommt, dass er keine Zeit für seine Gesundheit hat, lügt sich schlichtweg selber an. Denn Zeitmangel ist keine Ressourcen-, sondern eine Prioritätenfrage.
In Breslau habe ich kürzlich einen Verwandten besucht. Er ist verheiratet. Zweifacher Vater. Die Tochter ist 2,5 Jahre, der frisch geborene Sohn gerade mal 2,5 Monate. Er ist Alleinverdiener. Hilft dennoch viel Zuhause und unterstützt seine Frau. Wenn die Tochter nachts schreit, steht er auf. Obwohl in ein paar Stunden ein fordernder Job auf ihn wartet.
Und trotzdem: Jeden Morgen zieht er seine Laufsachen an. In den Rucksack packt er die Klamotten fürs Büro. Und dann joggt er los. Die Strecke zwischen Wohnung und Firma beträgt 10km. Im Büro duscht er. Zieht sich um. Arbeitet. Und fährt abends mit der Bahn zurück. 10km Joggen. Jeden Tag. Keine Ausnahmen.
Gesundheit ist eben keine Frage von punktuellen Trainings. Oder 2-wöchigen Kur-Aufenthalten. Oder dem neuesten Trainings-Equipment. Gesundheit ist eine Frage Ihres persönlichen Lebensstils.
Dabei muss es ja nicht in einen extremem Körper- und Gesundheitskult ausarten. Es reicht völlig, mit gesundem Menschenverstand auf sich und seinen Körper zu achten. Ich fasse diese Verantwortung für mich in einem Wort zusammen. Es klingt zwar nicht sexy, ist aber hilfreich: Selbstfürsorge.
Wie sorgsam gehen Sie mit Ihrem Körper um — damit Sie darin noch lange und vital leben und maximale Energie abrufen können?
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